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Evaluation im Bildungsbereich

Evaluation im Bildungssystem ist in den siebziger Jahren, in der relativ kurz andauernden Phase der Bildungsreform, im Rahmen der Begleitforschung größer eingeführt worden, zumeist in einer Kombination von summativer und formativer Evaluation. Wenngleich mit dem Ende der Reformeuphorie ein Bedeutungsverlust von Evaluation festzustellen ist, hat sie zumindest in der verbliebenen Schulentwicklungsforschung, seit dieser Zeit einen festen Platz.

Spätestens nach den international vergleichenden Studien PISA, TIMMS und IGLU ist ein Bedeutungsgewinn von Evaluation im Bildungssystem unverkennbar. Allerorts werden etwa Fragen der Unterrichts- und der Schulqualität aufgeworfen und in (Modell-) Vorhaben bearbeitet. Die Bildungsforschung expandiert und treibt die Entwicklung von Indikatoren voran wobei nicht nur die Schule im Blick ist, sondern auch der vor- und außerschulische Bildungsbereich ebenso wie Transitionen (Übergänge) und Vernetzungen im Bildungsgeschehen. Nicht zuletzt ist der Zusammenhang von Bildung und sozialer Strukturierung Gegenstand des Interesses. Schließlich ist die Relevanz von Bildungsmanagement erkannt. Die Hochschulevaluation ist im Zuge des Bologna-Prozesses mittlerweile breit eingeführt und institutionell verankert.

Im Zusammenhang mit den Arbeiten zu einem Nationalen Bildungsbericht sowie im Zwölften Kinder- und Jugendbericht sind Differenzierungen für den Bildungsbereich vorgenommen worden, die nicht zuletzt einem elaborierten Bildungsbegriff geschuldet sind. Dieser verweist auf unterschiedliche „Bildungsorte und Lernwelten“ und die Notwendigkeit, nicht nur auf Institutionen abzustellen, sondern auch und besonders die Bildungsbiographien in den Blick zu nehmen. Die „formale Bildung“ umfasst die schulische Bildung, die berufliche Bildung, die Hochschul­bildung und die Weiterbildung. Die „non-formale Bildung“ bezieht die Kinder- und Jugendhilfe, die Kindertagesstätten, die schulbezogene Soziale Arbeit, die Jugendsozialarbeit, die Jugendarbeit, die Jugendkulturarbeit und die Jugendarbeit im Sport mit ein. Nicht zu vernachlässigen ist die „informelle Bildung“, die über die Familie, Peers und die Medien erfolgt.

Evaluation im Bildungsbereich ist demnach in hohem Maße ausdifferenziert und spezialisiert, wobei die wechselseitige Abhängigkeit von Bildungsorten und Lernwelten und die zwingend notwendige Verbesserung von Transitionen (z. B. vorschulischer Bereich - Schule; Schule - Berufsausbildung) eine Erweiterung bereichsspezifischer Evaluationen um solche erfordern, die der faktisch oder notwendigen Vernetzung Rechnung tragen.
Auftraggeber bzw. Förderer von Evaluationen im Bildungsbereich sind Bildungsministerien, Schulverwaltungen und Schulträger, Institutionen der Lehrfort- und -weiterbildung, zunehmend jedoch auch Institutionen und Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Von diesen in Auftrag gegebene Evaluationen zielen auf die Entwicklung geeigneter Evaluationskriterien und -verfahren sowie auf die Evaluation einzelner Programme und (Modell-) Projekte – vor allem im Hinblick auf Qualitätsentwicklung, aber auch, um Hilfen bei der Entscheidungsfindung zu erhalten. Förderprogramme für bildungsferne Kinder und Jugendliche (mit Migrationshintergrund) werden in den nächsten Jahren (wieder) an Bedeutung gewinnen.

Das Schwerpunktfach bezieht sich auf den gesamten Bildungsbereich. Die hierfür notwendige Kompetenz wird auch durch Kooperationen sichergestellt. Es wird ein ausführlicher Überblick über die Struktur, Organisation und Dynamik des Bildungssystems sowie über den Stand der Evaluationsforschung gegeben, wobei die Evaluationsdiskurse in der Erziehungswissenschaft, in der Bildungsforschung, in der Sozialpädagogik und in der Wissenschaft der Sozialen Arbeit systematisch einbezogen werden. Ferner erfolgt eine Orientierung über den Stand der Bildungsberichterstattung, die mittlerweile erheblich fortgeschritten ist und ein nicht unterschätzendes Anregungspotential für Evaluationen darstellt. Die Auseinandersetzung mit quantitativen und qualitativen Indikatoren und Verfahren zur Messung von Bildungserfolgen, Bildungsqualität und der Wirkung von Maßnahmen und Programmen, mit qualitativen Verfahren zur Evaluation von Bildungsprozessen, mit dem Zusammenhang von Interaktion und Organisation, mit Konzepten der Organisations- und Qualitätsentwicklung und des Managements in Bildungseinrichtungen sind ebenso zentrale Inhalte des Studienprogramms wie die Diskussion ausgewählter Evaluationsstudien und –beispiele. Bezüge zum Schwerpunktfach „Evaluation sozialer Dienstleistungen“ sind unverkennbar, so dass bei bestimmten Inhalten eine Kooperation beabsichtigt ist.